Über­ga­be Groß­brief im Land­tag Düsseldorf

 Über­ga­be des „offe­nen Brief mit Ein­la­dung“ an Frau Minis­ter­prä­si­den­tin Han­ne­lo­re Kraft im Land­tag NRW

 

Am Don­ners­tag, 03. Febru­ar 2011, über­ga­ben Ver­tre­ter des CDU-Gemein­de­ver­ban­des und CDU-Frak­ti­on Eslo­he den „Offe­nen Brief mit Ein­la­dung“ und der Stel­lung­nah­me zum GFG 2011 an Frau Minis­ter­prä­si­den­tin Han­ne­lo­re Kraft.

Im Vor­feld hat­te der Groß­brief (4,5 x 3 m) der Eslo­her CDU-Poli­ti­ker für gro­ße Auf­merk­sam­keit und Inter­es­se im Düs­sel­dor­fer Land­tag gesorgt.

Oli­ver Witt­ke (Gene­ral­se­kre­tär CDU-NRW), Karl-Josef Lau­mann (Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der CDU-NRW), Klaus Kai­ser (stellv. Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der CDU-NRW) und Hubert Kleff (MdL) begrüß­ten die „Eslo­her Abord­nung“ im Düs­sel­dor­fer Landtag.

Vor der Brief­über­ga­be an Herrn Innen­mi­nis­ter Ralf Jäger, in Ver­tre­tung von Frau Kraft, wur­den die Eslo­her Kom­mu­nal­po­li­ti­ker von Herrn Lött­gen (MdL und kom­mu­nal­po­li­ti­scher Spre­cher der CDU-Lan­des­frak­ti­on) und Herrn Wim­mer (MdL) zu einem „poli­ti­schen Früh­stück“ ein­ge­la­den, wo in klei­ner Run­de das Gemein­de­fi­nan­zie­rungs­gestz (GFG) 2011 dis­ku­tiert wur­de. Herr Lött­gen berich­tet, dass der Käm­me­rer der Stadt Hal­ver die Schlüs­sel­zu­wei­sun­gen für die Neu­an­sied­lung eines Arbeits­plat­zes mit denen für eine Bedarfs­ge­mein­schaft (SGB II) ver­gli­chen hat und war hier auf das Ergeb­nis / Ver­hält­nis von 1:102 gekommen.

Nach dem „poli­ti­schen Früh­stück“ folg­ten wir der Ein­la­dung von Karl-Josef Lau­mann (MdL und Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der der CDU-Lan­des­frak­ti­on), um ihm die Fol­gen des GFG 2011 in unse­rer Gemein­de Eslo­he zu schildern.

Nach einem gemein­sa­men Mit­tag­essen mit Klaus Kai­ser (MdL und stellv. Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der der CDU-NRW) durf­ten wir uns noch mit dem Land­tags­prä­si­den­ten Eck­hard Uhlen­berg über das GFG 2011 austauschen.

Am Nach­mit­tag dann die Brief­über­ga­be an den Innen­mi­nis­ter Herrn Ralf Jäger. Pünkt­lich um 14:30 Uhr über­reich­ten CDU-Gemein­de­ver­bands­vor­sit­zen­der Chris­ti­an Sie­wers, Huber­tus Koch, Georg von Weichs und Mit­glie­der des kom­mu­nal­po­li­ti­schen Arbeits­krei­ses des Land­ta­ges NRW den Groß­brief an Herrn Innen­mi­nis­ter Jäger.

Nach der Brief­über­ga­be folg­te eine ca. 45 minü­ti­ge (!!!) Dis­kus­si­on zwi­schen Herrn Jäger, den Eslo­her Kom­mu­nal­po­li­ti­kern (Chris­ti­an Sie­wers, Huber­tus Koch, Georg von Weichs) und Klaus Kai­ser (MdL).

 

Nach­fol­gend das Gedächt­nis­pro­to­koll des Gesprächs:Diskussionsrunde_3_klein

Sehr geehr­ter Herr Jäger,

ich freue mich sehr, dass Sie mir die Gele­gen­heit geben, Ihnen per­sön­lich unse­ren „Offe­nen Brief mit Ein­la­dung“ zu Ihrem Geset­zes­ent­wurf 2011 zu überreichen.

Ganz kurz die Vor­stel­lung unse­rer Gemeinde.

Wir sind eine klei­ne Kom­mu­ne von ca. 9300 Bür­ge­rin­nen und Bür­ger auf einer Gesamt­flä­che von ca. 115 km² mit einer pro Kopf­ver­schul­dung von nur ca. 200,- €. Unser Ver­wal­tungs­haus­halt liegt bei ca. 15,5 Mio. €, bei einem Gewer­be­steu­er­auf­kom­men von nur ca. 3 Mio. €. Die Erfol­ge der erheb­li­chen Spar­be­mü­hun­gen die in Eslo­he in den letz­ten Jahr­zehn­ten unter­nom­men wur­de, wer­den mit dem GFG 2011 fak­tisch zunich­te gemacht. Nach den neus­ten Berech­nun­gen von Ende Janu­ar bekom­men wir nur 0,9 Mio. € Schlüs­sel­zu­wei­sun­gen. Das sind 1,1 Mio. € weni­ger, als wir in unse­rem Haus­halts­ent­wurf nach den uns bekann­ten Berech­nungs­mo­del­len im Dezem­ber 2010 errech­net haben.

Uns ist bewusst, dass der kom­mu­na­le Finanz­aus­gleich regel­mä­ßig den aktu­el­len Ent­wick­lun­gen anzu­pas­sen ist, jedoch muss eine sol­che Reform die zwangs­läu­fig ein­tre­ten­de Belas­tungs- und Ent­las­tungs­wir­kung zum Woh­le aller Kom­mu­nen in einem Gesamt­kon­zept sorg­fäl­tig und aus­ge­wo­gen auf­ein­an­der abstimmen.

Wir kri­ti­sie­ren fol­gen­de Punk­te an Ihrem Ent­wurf GFG 2011:

  • Der Zeit­punkt: Zahl­rei­che bereits abge­schlos­se­ne Haus­halts­be­ra­tun­gen der Kom­mu­nen in NRW wer­den durch das GFG 2011 ent­wer­tet und für nich­tig erklärt.
  • War­um hat man die Grund­da­ten­an­pas­sung nicht zusam­men mit den Struk­tur­ver­än­de­run­gen im kom­mu­na­len Finanz­aus­gleich im GFG 2012 vorgenommen?
  • Das GFG 2011 hilft den über­schul­de­ten Städ­ten mit einer hohen Anzahl von SGB II-Bedarfs­ge­mein­schaf­ten kaum wei­ter; stürzt aber fast alle bis dato „gesun­de“ Gemein­den und Kom­mu­nen in die Haushaltssicherung
  • Die vom Ifo-Insti­tut vor­ge­schla­ge­ne Erhö­hung des Flä­chen­an­sat­zes fin­det im GFG 2011 kei­ner­lei Berück­sich­ti­gung und wir nir­gends erwähnt.
  • Der Sozi­al­las­ten­aus­gleich fin­det schon im Haupt­an­satz Berück­sich­ti­gung! Sind im Haupt­an­satz klei­ne Städ­te und Kom­mu­nen mit unter 25.000 Ein­woh­nern nur mit 100% berück­sich­tigt, wer­den Groß­städ­te mit 157% berücksichtigt.
  • Der Sozi­al­las­ten­an­satz rich­tet sich nach der Anzahl der SGB II-Bedarfs­ge­mein­schaf­ten. 1/3 der sozia­len Aus­ga­ben haben aber über­haupt kei­nen Bezug zur Zahl der Bedarfsgemeinschaften.
  • Der Schü­ler­an­satz wird gegen­über dem Sozi­al­las­ten­an­satz völ­lig abgewertet.
  • Der Koali­ti­ons­ver­trag ver­spricht: „die kom­mu­na­le Selbst­ver­wal­tung wie­der zu stär­ken und die Hand­lungs­fä­hig­keit der Kom­mu­nen zu erwei­tern, indem für alle Kom­mu­nen eine ver­läss­li­che und auf­ga­ben­ad­äqua­te Ein­nah­me­ba­sis erreicht wird“.

 

Der Begriff „gleich­wer­ti­ge Lebens­ver­hält­nis­se“ gehört zur zen­tra­len Leit­vor­stel­lung des Bun­des und der Länder.

Die Ver­ant­wor­tung „für die Flä­che“ ist ein Kern­ele­ment des Sozi­al­staa­tes (Art. 20 GG).

Das Raum­ord­nungs­ge­setz des Bun­des kon­kre­ti­siert gleich im ers­ten Grund­satz: „Im Gesamtraum der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und in sei­nen Teil­räu­men sind aus­ge­gli­che­ne sozia­le, infra­struk­tu­rel­le, wirt­schaft­li­che, öko­lo­gi­sche und kul­tu­rel­le Ver­hält­nis­se anzustreben.“

Durch Ihren Geset­zes­ent­wurf GFG 2011 wird das jetzt schon bestehen­de Ungleich­ge­wicht von Land und Stadt völ­lig aus den Angeln geho­ben. Alle gel­ten­den Rech­te und Geset­ze zum Schutz des länd­li­chen Rau­mes wer­den völ­lig außer acht gelassen.

Sei es in Bil­dung, För­de­rung im künst­le­ri­schen, musi­schen oder sport­li­chen Berei­chen; wir sind im länd­li­chen Berei­chen bis dato benach­tei­ligt. Durch das Weg­fal­len von Schlüs­sel­zu­wei­sun­gen in die­sem astro­no­mi­schen Bereich, wür­de bei uns vie­les zusam­men­bre­chen; auch das für uns exis­ten­ti­ell wich­ti­ge Ehren­amt und Ver­eins­le­ben kann nicht mehr auf­recht erhal­ten werden.

Mit der Ver­let­zung des Gleich­wer­tig­keits­ge­bo­tes im GFG 2011 wird unser Sozi­al­sys­tem mehr und mehr zusam­men fallen.

Wir fan­gen an sozia­le Schul­den auf­zu­bau­en, die nie­mand mehr zurück­be­zah­len kann.

Mit dem Zusam­men­fall des länd­li­chen Rau­mes, wäre der Bal­lungs­raum auch nicht mehr lebensfähig.

Ist doch der länd­li­che Raum der Ursprung von Nah­rungs­mit­tel, Was­ser, indi­vi­du­el­le Wer­te und Tugen­den, Nah­erho­lungs­zen­trum, her­vor­ra­gend aus­ge­bil­de­te Arbeits­kräf­te, mit­tel­stän­disch gesund geführ­te Familienunternehmen…

Ein Ungleich­ge­wicht ent­steht, für die kei­ne Ver­ant­wor­tung über­nom­men wer­den kann.

 

Herr Innen­mi­nis­ter Jäger begrün­det das GFG 2011, dass es nie­mals ein „gerech­tes“ Ver­tei­len der Schlüs­sel­zu­wei­sun­gen in die Pra­xis umset­zen lässt und dass der länd­li­che Raum in den letz­ten Jah­ren gegen­über den Städ­ten über­vor­teilt wurde.

Natür­lich ist sich die SPD-Lan­des­re­gie­rung bewusst, dass in den nächs­ten Jah­ren immer mehr Städ­te und Kom­mu­nen ein Haus­halts­i­che­rungs­kon­zept auf­stel­len müs­sen, hier­für hat man aber den § 76 GO NRW (Haus­halts­i­che­rungs­kon­zept) ange­passt und überarbeitet.

Des­wei­te­ren hat die SPD-Lan­des­re­gie­rung im Nach­trags­haus­halt 2010, 330 Mio. € Sofort­hil­fe und wei­te­re 350 Mio. € „Stär­kungs­packt“ für die Stadt­fi­nan­zen bereitgestellt.

Herr Jäger nimmt auch die Bun­des­re­gie­rung in die Pflicht, sich an den immensen Sozi­al­kos­ten zu beteiligen.

Auf unse­re mehr­fach gestell­te Fra­ge: „Wie die ver­spro­che­ne kom­mu­na­le Selbst­ver­wal­tung aller Städ­te und Kom­mu­nen gestärkt wer­den soll, und wie das in die Pra­xis umge­setzt wer­den kön­ne?“ wuss­te Herr Jäger kei­ne ein­deu­ti­ge Ant­wort zu geben, außer dass das GFG sehr kom­pli­ziert und kom­plex sei und auch der Bund in die Ver­ant­wor­tung genom­men wer­den müsste.

 

 

Resü­mee des Gesprächs:

Die Sozi­all­satz­en stei­gen immer mehr an. Über 50% des Bun­des­haus­hal­tes wer­den inzwi­schen für Arbeit und Sozia­les ausgegeben.

Über 6 Mio. Mit­bür­ge­rin­nen und Mit­bür­ger leben in Deutsch­land in der Grund­si­che­rung und sind auf die Unter­stüt­zung von Bund, Land und Kom­mu­nen ange­wie­sen. Wer die­se Kos­ten tra­gen muss, dar­über wird in Zukunft noch viel gestritten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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